„Es ist normal, verschieden zu sein“
Das große Projekt der Bürgerstiftung Rheinviertel für das Jahr 2013 war der Neubau und die Eröffnung des Sonja-Kill-Kindergartens von Heilig
Kreuz. Die bisher zweigruppige Einrichtung wurde um eine Gruppe erweitert und zu einem Inklusions-Kindergarten umgewandelt. Damit entstand der erste
Kindergarten in NRW, der sich ganz dem
Inklusionsansatz stellt. Das Projekt umfasste ein Kostenvolumen von 1,7 Mio. Euro. „Die öffentlichen Fördermittel waren begrenzt, weshalb wir,
die Bürgerstiftung Rheinviertel, die Bevölkerung um Spenden und
Unterstützung baten“ so Dechant Dr. Wolfgang Picken.
Projekt
Die Baumaßnahme wurde bereits 2012
begonnen und Ende 2013 fertiggestellt. In der Einrichtung mit psychomotorischen Schwerpunkt konnten
nach der Fertigstellung insgesamt 45 Kinder, davon 15 Kinder unter drei
und 12 mit besonderem Förderbedarf gemeinsam spielen, lachen und lernen.
Damit reagierte die Bürgerstiftung Rheinviertel durch die Gründung einer
neuer Kindergartengruppe erneut auf das Fehlen von Kindergartenplätzen
und antwortet zugleich auf eine erhebliche Unterversorgung an Plätzen
für Kinder mit Behinderungen, besonders für Kinder unter drei. „Wir
wollen mit diesem Projekt einen Beitrag dazu leisten, dass hinreichend
Kindergartenplätze vorgehalten werden und Kinder mit Behinderung die
Förderung erhalten, die sie verdienen. Das Inklusionskonzept ist der
Bürgerstiftung Rheinviertel ein Anliegen, weil es ernst mit dem Gedanken
und im pädagogischen Alltag erlebbar macht, dass jede Form von Vielfalt
ein Gewinn ist“ erklärt Dr. Picken die Planungen.
Entwurf Erdgeschoss Sonja-Kill-Kindergarten
Entwurf Obergeschoss Sonja-Kill-Kindergarten
Konzept
„Es ist normal, verschieden zu sein“ (Richard von Weizsäcker, Bundespräsident 1984-1994)
„Es ist normal, verschieden zu sein“ ist der Leitgedanke des
Sonja-Kill-Kindergartens, der sich zukünftig am Konzept der Inklusion
ausrichten wird.
Mit dem Um- und Ausbau des Sonja-Kill-Kindergartens werden 12
dringend benötigte Plätze für Kinder von 1-6 Jahren mit Behinderung
geschaffen, sowie zusätzliche 15 Plätze für Kinder unter drei. Insgesamt
kann die Einrichtung nach der Fertigstellung 45 Kinder in drei Gruppen
betreuen. Pädagogisch wird die grundsätzliche Akzeptanz und individuelle
Förderung aller Kinder im Vordergrund stehen.
Um die Planungen umsetzen zu können, ist ein kompletter Umbau des
Gebäudes notwendig. Das Gebäude wird um ein weiteres Stockwerk
erweitert. Es wird die Barrierefreiheit in der gesamten Einrichtung
sichergestellt und ein Fahrstuhl installiert.
Die konzeptionelle Ausrichtung und Arbeit orientiert sich am
Inklusionsansatz. In dieser Form wird die Einrichtung modellhaft für die
Stadt Bonn und sein. Nicht die Behinderung, oder die Andersartigkeit
wird in der Förderung im Vordergrund stehen, sondern das Kind mit seiner
Persönlichkeit, seinen Stärken und Möglichkeiten. Die räumliche
Gestaltung und pädagogische Konzeption bauen auf der grundsätzlichen
Offenheit und Akzeptanz für jedes Kind auf. Die Haltung der Pädagogik
ist durch eine grundsätzliche Wertschätzung geprägt. Im Zentrum stehen
die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung jedes Kindes. Die fördernde
und heilpädagogisch ausgerichtete Raumkonzeption ist eine Besonderheit
dieses Modellprojektes. Die Räumlichkeiten werden mit
unterschiedlichsten Erfahrungs- und Fördermöglichkeiten ausgestattet.
Sie werden z.B. Wasserspielbereiche, Wahrnehmungsbereiche mit
Podestlandschaften und vielfältigste Bewegungsmöglichkeiten anbieten.
Alle Kinder werden zu allen Bereichen in der Einrichtung Zugang haben.
Die pädagogische Arbeit in der Einrichtung wird durch Heilpädagogen,
Sprachtherapeuten, Motopäden und Physiotherapeuten ergänzt werden.
Pädagogik und Therapie wird zukünftig im Alltag der Kinder stattfinden
und nicht in separierten Bereichen der Einrichtung. Sie kommt allen
Kindern der Einrichtung zu Gute. Diese Pädagogik der Vielfalt bezieht
die Eltern eng in den Erziehungsprozess mit ein und sollte nicht an den
räumlichen Grenzen der Einrichtung halt machen, sondern bewusst das
Lebensumfeld der Kinder mit einbeziehen. Für den Inklusionsgedanken
spielt das eine entscheidende Rolle.
Inklusion
Inklusive Pädagogik – Eine Pädagogik der Vielfalt
Dass alle Menschen das gleiche Recht auf Bildung und Erziehung haben,
ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Doch in der Praxis
gibt es immer wieder Fragen und Probleme, was dies im Alltag bedeutet
und wie man die Umsetzung dieser Idee weiter verbessern kann. Der
Gedanke der Inklusion versucht eine konzeptionelle Antwort darauf.
Was ist inklusive Pädagogik?
Inklusion ist keine Aufgabe, die Erzieherinnen und Erziehern
zusätzlich gestellt wird. Es geht darum, den Grundgedanken des
vielfältigen Miteinanders noch selbstverständlicher in Spiel, Lernen und
Partizipation der Kindertageseinrichtung zu implementieren.
Das verfolgte Ideal ist das normale und alltägliche Zusammenleben von
Kindern mit und ohne Behinderung, mit Migrationshintergrund, von Jungen
und Mädchen etc. Im Zentrum stehen die Akzeptanz der Andersartigkeit
des Anderen und der Abbau von sozialer Distanz durch das Prinzip der
Normalisierung. Die Unterschiedlichkeit gilt als Chance des gemeinsamen
Zusammenlebens.
Viele Kindertageseinrichtungen verfolgen verschiedenste Konzepte:
Integration von Kindern mit und ohne Behinderung, Vorurteilsbewusste
Erziehung, Geschlechtersensible Pädagogik, Kulturelle Vielfalt der
Kinder, Individualpädagogik. Das Inklusionskonzept zielt auf die
bewusste Verschmelzung all dieser Integrationsbemühungen und –konzepte
zu einem Ganzen. Es wird nicht eine Aufgabe, ein Thema, eine Methode,
die neben den vielen anderen steht, verfolgt. Inklusion ist das Dach,
unter dem sich die verschiedenen Ansätze vereinen; sie versteht sich als
Klammer, mit der alles zusammengefügt und -gehalten wird und sich ein
gemeinsames Fundament von Werten und Haltungen entwickelt. Inklusive
Pädagogik bedeutet für ein Kind mit Behinderung konkret, dass auf
dieses Kind nicht trotz oder wegen seiner Behinderung, sondern mit
seiner Behinderung reagiert wird.
Präsentation Inklusion als PDF-Datei
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